Die Free Agency-Welle hatte es in sich. Die Panthers stellen sich komplett neu auf. Einerseits gab es große Abgänge, die einigen Fans sehr wehtaten, andererseits sind aber auch neue prominente Spieler ins Team gekommen. Wer sind diese Spieler und wie sind die Abgänge zu bewerten?

Brian Burns geht via Trade zu den Giants

Der große Kracher kam sicherlich gleich zu Beginn. Brian Burns verlässt die Panthers. Nachdem er zunächst noch den Franchise Tag erhielt, verlässt er jetzt Carolina. Das Team erhält im Gegenzug den Pick Nr. 39, den Fünftrundenpick 2024 und den Fünftrundenpick 2025.

Burns war einer der wenigen großen Namen im Panthers-Kader. Insgesamt erhielt er in seiner jungen Karriere zwei Pro-Bowl Auszeichnungen und wollte nun auch wie ein Star bezahlt werden. Schon zuvor kam immer wieder Interesse auf. 2022 lehnten die Panthers von den Rams aber zwei Firstroundpicks und einen Zweitrundenpick ab, weil sie ihn wohl langfristig halten wollten. Der jetzige GM Dan Morgan war wohl auch damals einer, der sich damals gegen den Trade ausgesprochen hat.

Jetzt war die Lage aber anders. Burns wollte den dicken Vertrag, spielte aber sein schwächstes Jahr. Auch zuvor in seiner Prime schaffte es Burns nicht eine Saison unter die besten 19 in der Pass Rush Win Rate laut PFF zu kommen. Trotzdem forderte er einen riesigen Vertrag. Den kriegt er jetzt aus New York.

Trade nachvollziehbar. Aber stimmt der Value?

Die Kompensation fällt ein bisschen mau aus. Bradley Chubb ging von Denver nach Miami für eine erste Runde weg. Auch ein 33 Jahre alter Von Miller kostete den Rams in ihrer Super Bowl Saison noch einen Zweitrunden- und einen Drittrundenpick. Damit kann das Angebot für den 26-Jährigen Burns nicht mithalten.

Ganz ausgezogen wurden die Panthers aber auch nicht. In der Vergangenheit wurde ein ähnlich guter Pass Rusher Montez Sweat für lediglich eine zweite Runde von Washington nach Chicago abgegeben. Dieses Angebot konnte nun getoppt werden.

Auch Frankie Luvu kann nicht gehalten werden

Der Vertrag des Linebackers lief aus. Er konnte seinen Markt testen, erhielt aber auch ein gutes Angebot der Panthers. Dieses war wohl mindestens genau so gut wie das von den Commanders. Luvu wollte aber unter HC Dan Quinn spielen und entschied sich für den Vertrag von Washington.

Dort wird er höchstwahrscheinlich eine ähnlich Rolle wie Micah Parsons einnehmen, auch wenn er das Niveau wahrscheinlich nicht haben wird. Als Pass Rusher wird er mit seiner Explosivität und Athletik viel Schaden anrichten können, aber dann auch oftmals in Coverage aushelfen müssen.

Ob das wirklich für ihn der beste Scheme Fit ist, wird sich zeigen. Luvu zeigte bei den Panthers seine besten Leistungen als Off-Ball Linebacker, der gut als Blitzer eingesetzt wurde. Diese Rolle wird er in Washington nicht haben.

Luvu reißt ein Loch als Spieler und Publikumsliebling

Die Panthers verlieren neben Burns einen weiteren wichtigen Pfeiler in der Defense. Luvu konnte im Running Game extrem gut durch die Gaps schießen und im Running Game für Big Plays sorgen. Mit seiner zusätzlichen Stärke als Pass Rusher sorgte er immer wieder für die wenigen tollen Momente in der Defense der Panthers.

Andererseits war er nicht fehlerfrei. Schaffte es der Runner ins zweite Level, war Luvu keinesfalls der beste Verteidiger, weil er quasi zur Seite und nicht nach vorne verteidigen musste. Auch in Coverage hatte er immer wieder seine Schwächen. Er war der Spieler, der viele Big Plays im Spiel machen konnte, aber auch immer wieder Plays zuließ. Sein Verlust wird den Panthers und vor allem den Fans schmerzen. Luvu hat sich mit seinem Spiel und seiner sympathischen Art in die Herzen der Fans gespielt.

Sein Verlust wird sicherlich leichter zu kompensieren sein als der von Burns.

Josey Jewell verstärkt die Gruppe auf Linebacker

Nachdem die Linebacker-Gruppe letzte Saison so schwach war und nun auch Frankie Luvu nicht mehr im Team spielt, musste sich auf der Position was tun. Demnach wurden die Verantwortlichen aktiv. Der ehemalige Denver Bronco Josey Jewell wurde für drei Jahre und 22,75 Mio geholt.

Der 30-Jährige spielte bereits vor zwei Jahren unter dem jetzigen Defensive Coordinator Ejiro Evero in Denver und soll nun den Platz neben Shaq Thompson einnehmen. Jewell ist ein solider Linebacker, der auch als Blitzer eingesetzt werden kann. Dort hat er sicherlich nicht die Stärken wie ein Frankie Luvu, doch sparen die Panthers über die drei Jahre auch 16 Mio dafür.

In Coverage ist er in Ordnung. Er hatte sogar ein Spiel mit einem Pick gegen Patrick Mahomes. Insgesamt ist das aber nicht seine Stärke. Trotzdem sollte er die Position nach der letzten Saison stabilisieren. Es bleibt aber bitter zu hoffen, dass Thompson nicht wieder ausfallen wird.

DJ Wonnum und K’Lavon Chaisson verstärken den Pass Rush

Nach dem Wegfall von Burns ist bei der vorher schon schwachen Edge-Position ein weiteres großes Loch. Gestopft wurde es mit eher mittelmäßigen Spielern. Das zeigt allerdings auch, dass sich die Panthers nicht im Playoff-Fenster sehen und ihre Ressourcen zunächst in die Offense stecken wollen.

Wonnum wurde für zwei Jahre und 12,5 Mio insgesamt geholt. Der Edge Rusher hatte eine vielversprechende Rookie Saison 2020 mit 22 Total Pressures (Pressures = Sack + QB Hit + QB Hurry) und konnte seine Werte im darauffolgenden Jahr sogar auf 42 steigern. Insgesamt zeigte sich aber schnell, dass er seine 1 gegen 1 Duelle nicht gewinnen konnte und so war seine Pass Rush Win Rate immer im unteren Bereich der Liga.

Hoch gedraftet, aber immer hinter den Erwartungen geblieben

Noch schlimmer ist es wohl bei Chaisson. Der Edge Rusher bekommt einen Prove It-Deal für ein Jahr. Gedraftet von Jacksonville stand sein Stern von Beginn an nicht gut. Schon im College hatte er zwar Big Plays, aber kaum konstante Production als Pass Rusher. Trotzdem wurde er in der ersten Runde von den Jacksonville Jaguars gedraftet, weil er einige Highlights auf Tape hatte und seine athletischen Drills im Combine faszinierend waren.

In der NFL war er leistungstechnisch aber wie im College. Er konnte nie konstant im Pass Rush gewinnen und auf dem höheren Niveau blieben sogar die Highlights aus. Als klassischer Bust wurde er natürlich nicht verlängert. In Carolina bekommt er nun seine neue Chance. An sich ist er zwar ein sehr athletischer Spieler, doch es ist davon auszugehen, dass er hauptsächlich für die Rotation geholt wurde.

A’Shawn Robinson, Dane Jackson und Jordan Fuller kommen als weitere Verstärkung für die Defense

Für die Tiefe haben die Panthers noch zwei weitere Spieler geholt. Als DT wurde A’Shawn Robinson geholt. Er spielte zuletzt für die New York Giants und wurde für drei Jahre und 22,5 Mio geholt. Das ist ein stolzer Preis für ihn, denn zuvor war er ein Spieler, der oft unter dem Radar flog. Weder als guter Run Blocker noch als spannender Pass Rusher fiel er bisher auf.

Robinson wird wahrscheinlich eine ähnlich Rolle wie vor einigen Jahren Morgan Fox spielen. Bei den Giants spielte er viele Positionen in der DLine. Ob außen oder innen, Robinson war da und einsatzbereit.

Der größere Vertrag lässt vermuten, dass er als Starter neben Brown eingeplant sein könnte bzw. einen großen Anteil in der Rotation bekommt. Seine Produktivität in der Vergangenheit lässt diesen Plan ein bisschen riskant wirken, doch darf man auch nicht vergessen, dass es hier wohl hauptsächlich darum ging, einen Spieler mit NFL Erfahrung zu bekommen. Gerade dieses Jahr ist in der Defense wohl als Übergangsjahr zu betrachten.

Fuller wohl direkt für das Starting Lineup geplant

Ein bisschen anders ist das bei Jordan Fuller einzuschätzen. Er wurde in der sechsten Runde von den Los Angelos Rams gedraftet, lieferte dort direkt ab und schaffte es ins Starting Lineup. Die Panthers zahlen ihm für ein Jahr 5,2 Mio. Er wird wahrscheinlich sofort den Platz von Xavier Woods einnehmen können.

Auf der Position des Safetys hatten die Panthers noch Nachholbedarf. Der von der Fanbase extrem überbewertete Jeremy Chinn wurde nicht verlängert und Vonn Bell nach der Saison voller Verletzungen einfach gecuttet. Fuller bringt gegenüber beiden zwar kaum Stärken als Blitzer mit, ist aber ansonsten in Coverage und gegen den Lauf eine große Bereicherung. Nachdem Woods letztes Jahr hauptsächlich in der Box eingesetzt wurde, ist davon auszugehen, dass Fuller häufig die Rolle des Free Safetys spielen wird.

Zusätzlich kam auch noch Dane Jackson. Der Cornerback spielte in Buffalo zwar als Backup, doch durch die vielen Verletzungen kam er sehr oft zum Einsatz. Bei den Panthers wird er nach dem Wegfall Donte Jacksons nun sofort der Starter werden.

Alles in Allem wurden in der Defense keine großen Moves gemacht. Vielleicht kommen dieses Jahr noch weitere Spieler hinzu (bspw. Jadeveon Clowney?), aber der Fokus lag eindeutig in der Offense.

Robert Hunt bringt den Markt auf der Guard-Position zum explodieren

Der ehemalige Guard der Dolphins galt die letzten Jahre als ein Borderline Top-15 Guard in der Liga. Nun kam er auf den Markt und war das Top-Ziel der Panthers. Diese wollten nach dem Desaster der letzten Saison ihre Interior OLine stärken, drum bewarfen sie den 27-Jährigen nur so mit Geld.

Mit insgesamt 5 Jahren und 100 Mio (68Mio davon garantiert) ist er natürlich extrem überbezahlt. Nach dem Anstieg des Caps und dem Trade für Burns hatten die Panthers wohl noch zu viel Geld übrig und packten alles in den Vertrag von Hunt, damit dieser unbedingt auch unterschreiben würde.

Gewinner dieses Signings ist eindeutig Bryce Young. Zwar ließ der OLiner auch mal Pressures durch die Mitte zu, doch sollte er seinen Spot sofort stabilisieren können. Seine Stärken bringt er dazu noch als Run Blocker mit. Hier konnte er konstant immer wieder Gaps öffnen und für ein gutes Running Game sorgen. Gerade in dieser Hinsicht sollte er sofort für ein verbessertes Laufspiel sorgen.

Mit Damien Lewis kommt noch ein Guard

Carolina hatte nach dem Hunt-Deal wohl irgendwie noch Kohle über. Das musste natürlich gleich in einen weiteren OLiner investiert werden. Die Dienste von Damien Lewis wurden für vier Jahre und 53 Mio gesichert. Zwar ist das ein Haufen an Geld, doch wurde der Vertrag immerhin so strukturiert, dass ein potenzieller Cut schon nach zwei Jahren kommen könnte, sollte man Lewis feuern wollen.

Der Guard kommt aus einer soliden Saison. Pass Protection war nicht unbedingt seine Stärke. Insgesamt ließ er hier 29 Pressures zu. Seine Stärke war aber ohnehin hauptsächlich eher das Run Blocking. Trotzdem kommt er auch hier nicht ohne Fragezeichen zu den Panthers.

Sicherlich wurde auch Lewis ein bisschen überbezahlt, doch die Strukturierung lässt den Vertrag deutlich besser aussehen wie den von Hunt. Vielleicht kann auch er die Stabilisierung mitbringen, die letztes Jahr so gefehlt hat.

Das Sorgenkind OLine wurde adressiert und dies lässt auf Besserung hoffen.

Die OLine sollte damit deutlich stärker sein als in der letzten Saison. Mit Austin Corbett auf Guard ist besonders die Mitte namenhaft besetzt. Doch sollte das keineswegs eine sichere Nummer werden. Nur weil die Line teuer ist, muss sie nicht gut sein. Lewis war keineswegs immer eine sichere Bank bei den Seahawks und Corbett auf Center ist auch erstmal ein Experiment. Daneben steht mit Robert Hunt ein echt guter Guard, doch fehlerfrei war auch er nicht.

Zudem sieht alles danach aus, dass Ickey Ekwonu wohl wieder als Tackle eingesetzt wird. Letztes Jahr war seine Saison mit vielen Downs geprägt. Wenn Young durchstarten soll, muss seine Leistung unbedingt besser werden.

Allerdings bekommt er zumindest Konkurrenz in diesem Jahr. Yosh Nijman konnte sich in Green Bay in seinem vierten Jahr nicht mehr wirklich durchsetzen. Nun erhofft er sich bei den Panthers bessere Chancen. Sollte Ekwonu schwächeln, könnte Nijman in diesem Jahr sogar eine kleine Chance am Ende der Saison haben.

In der OLine ist es somit angerichtet. Die Panthers sind hier fast All-In gegangen. Der Fokus liegt anscheinend auf Bryce Young und es sollen keine Ausreden über einen schwachen Supporting Cast kommen. Das lässt dann auch den nächsten Move erklären.

Carolina holt sich Diontae Johnson via Trade von den Pittsburgh Steelers

Nachdem letztes Jahr die Receiver-Gruppe so schwach war, musste sich auch hier etwas tun. Mit dem Abgang von Chark fehlte sogar nun noch eine weitere Personalie. Deswegen stimmten die Panthers einen Trade ein. Für den Pick 178 kriegt Bryce Young seinen so sehr gewünschten Receiver. Dieser sollte sofort ein Upgrade einer schwachen Gruppe sein.

Johnson gilt als einer der besten Spieler ihn der Kreierung von Separation. Er sollte also bei vielen Routen frei sein und so leichtere Pässe für Bryce Young bringen. In seiner Karriere konnte er sogar schon eine Saison mit über 1000 Yards verbuchen.

Trotzdem sollte der nicht alle Probleme auf dieser Position lösen. Die Panthers benötigen mehrere Spieler, denn ansonsten könnten sich die Gegner einfacher auf Johnson einstellen. Darüber hinaus ist er auch nicht unbedingt prädestiniert für die Rolle des X-Receivers. Gerade in Press-Coverage gab er nicht konstant eine gute Rolle ab. Sollten die Panthers also noch einen weiteren physischen Receiver finden, würde das sofort auch die Rolle Johnsons stärken.

Insgesamt war das aber ein toller Trade, da er den Panthers wenig kostete, aber eine Problemstelle drastisch verbesserte. In der Offense wurden generell weniger Spieler geholt, doch waren sie hier namenhafter und demnach auch ein bisschen teurer. Der Blick geht nun also auf Bryce Young. Kann er in den verbesserten Umständen nun abliefern oder sieht alles immer mehr nach einem Bust aus? Die neue Saison wird dahingehend sehr aufschlussreich sein.