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Bullenstarke Defense hält Saints in Schach und sichert den Heimsieg

Zweites Spiel – Zweiter Sieg. Der Auftakt ist geglückt. Die Carolina Panthers gewinnen auch das Spiel gegen die New Orleans Saints. Bei der 26-7 Machtdemonstration macht besonders wieder die Defense auf sich aufmerksam und führt das Team schnell auf die Siegerstraße. Die Saints fanden nie so richtig ins Spiel und folglich kam auch nie wirklich das Gefühl auf, dass das Spiel hätte kippen können.

Die Stats der Offense

Overall: 383 Yards und 0,09Epa/Play (Platz 17 am gesamten Spieltag)

Passing: 294Yards und 0,3Epa/Play (Platz 7)

Rushing: 89 Yards und -0,2Epa/Play (Platz 22)

Wo konnte die Offense überzeugen?

Das Passing Game funktionierte das ganze Spiel über extrem gut. Die Receiver waren oft sehr frei und machten es dem Quarterback sehr einfach. Der letzte Woche noch gescholtene Offensive Coordinator Joe Brady zeigte mit seinen Passkonzepten immer wieder, dass es gegen die Saints Defense nicht so schwer war, mit all dem zur Verfügung stehenden Waffenarsenal, einen Receiver frei zu bekommen. Besonders DJ Moore bekam als Folge 11 Targets im Spiel und war damit auch der Leader.

Sam Darnold konnte die Offense gut umsetzen. War ein Receiver frei, bekam dieser oftmals auch schnell den Ball. Der Quarterback agierte in diesem Spiel als klassischer Game Manager, der alle Bereiche auf dem Feld anwerfen konnte. Wirklich tolle Plays, wie noch letzte Woche bei Pässen auf Moore oder Anderson, entstanden diesmal aber nicht. Die Fehleranzahl nahm diesmal leider auch zu. Nicht nur warf er via Shuffle Pass seinen ersten Pick der Saison, auch hatte er schon im Vorfeld Glück, dass Saints LB Demario Davis eine Interception fallen ließ. Auch zwei ärgerliche Sacks musste er dann noch kassieren.

Die Fehler waren in diesem Spiel natürlich überhaupt noch nicht schlimm und auch unpräzise Bälle konnten der Offense keinen Schaden anrichten, denn die Offense rund um die Receiver war viel besser. Selbst wenn das Team in lange 2nd oder 3rd Downs musste, wurde immer wieder ein neues First Down erzielt, vor allem durch die Hilfe des neuen Quarterbacks.

Wo waren die Schwachstellen in der Offense?

Das Running Game in diesem Jahr ist bisher sehr schlecht. Konnte die OLine im ersten Spiel noch einige gute Plays machen, war sie diesmal der Saints DLine unterlegen. Gab es doch nochmal freie Wege, konnten diese wie beim Touchdown von McCaffrey genutzt werden. Dies hatte allerdings aber äußersten Seltenheitswert. Immer wieder wurde die Offense bei Early Down früh gestoppt. Hätte das Passing Game nicht so gut funktioniert, wäre es der Offense wohl sehr schwer gefallen zu punkten.

Noch schlimmer wurde es, als Chuba Hubbard laufen musste. Er bekam nie die Chance, durch gut vorgeblockte Gaps zu laufen. Demnach machte er kein vernünftiges Play auf dem Boden.

Die Stats der Defense

Overall: 128 Yards und -0,5Epa/Play (Platz 1 / negativ ist bei der Defense gut)

Passing: 80 Yards und -0,41Epa/Play (Platz 4)

Rushing: 48Yards (Platz 2) und -0,69Epa/Play (Platz 1)

Wer konnte in der Defense überzeugen?

Die Front der Carolina Panthers ist unglaublich gut eingestellt. Wieder machte Defensive Coordinator Phil Snow einen tollen Plan mit seinen Pass Rush Konzepten. Jameis Winston wurde extrem oft geblitzt und so kam wieder, wie in Woche 1, sehr oft ein freier Pass Rusher durch. Dieser führte in vielen Situationen dazu, dass Winston schnell in Panik geriet.

Dazu ragten diesmal aber auch einzelne Spieler aus der DLine heraus. Morgan Fox hatte das Spiel seines Lebens und stellte sogar die eigentlichen Stars des Teams Brian Burns und Haason Reddick in den Schatten. Diese hatten zwar auch ihre Momente gegen die starke Saints OLine, konnten ihre Matchups aber nicht so konstant gewinnen wie Fox.

Eine ganz große Stärke bleibt auch die Laufverteidigung. Alvin Kamara wurde an diesem Spieltag immer gestoppt und wurde komplett aus dem Spiel genommen. Die Panthers hatten somit auch die beste Laufverteidigung des gesamten Spieltags nach Epa.

Wo waren die Schwachstellen in der Defense?

Die Leistung der Defense war sehr gut. Seit Jahren konnte die Mannschaft aus Carolina nicht mehr so überzeugen und so fällt es auch sehr schwer, eine Schwäche zu finden. Donte Jackson und Bravvion Roy hatten jeweils zwei verpasste Tackles. Beide hatten aber auch mit QB Hurries und wichtigen Stopps, wichtige Aktionen, die auch dazu führten, dass die Defense so glänzte.

Wie fällt das Fazit aus?

Die Defense könnte in diesem Jahr die Panthers in die Playoffs führen. Bei aller Vorfreude darf dabei aber auch nicht vergessen werden, dass die Defense mehr vom Gegner abhängig ist, als andersrum die Offense. Da die Panthers bisher auf zwei schwache Teams getroffen sind, konnte so überzeugt werden. Trotzdem zeigt die Leistung, dass sich die Defense der Panthers auf jeden Fall gesteigert hat und so wahrscheinlich auch noch einige Spiele gewinnen wird.

Spannend wird dann die Leistung des Quarterbacks zu beobachten sein. Die Coaches werden ihn wohl aktuell sehr mögen, denn er kann genau das liefern, was von ihm gefordert wird. Die Frage ist nur, ob er auch überzeugen kann, wenn der Gegner besser ist und die Fehler einen größeren Einfluss haben werden. Das wird sich aber erst mit der Zeit zeigen und so kann man mit der derzeitigen Situation sehr zufrieden sein.

 

 

Quellen: rbsdm.com  espn.com

Bildquelle: panthers.com

 

 

 

Carolina Panthers gewinnen mit starker Defense gegen die Jets

Der erwünschte positive Auftakt ist eingetreten. Die Panthers konnten die Eröffnungspartie mit 19:14 gegen die New York Jets für sich entscheiden und haben nun einen 1-0 Record. Carolina zeigte früh im Spiel die Vorteile des Teams und so war der Halbzeitstand von 16-0 auch hochverdient. Danach war gerade in der Offense eine Art Verwaltungsmodus zu beobachten. Die Jets konnten infolgedessen ihren Rückstand zwar noch verkleinern, doch Carolinas Sieg geriet eigentlich nicht mehr wirklich in Gefahr.

Die Stats der Offense

Overall: 381Yards (Platz 18 am Spieltag) und -0,04Epa/Play (Platz 22)

Passing: 270Yards (Platz 13) und 0,05Epa/Play (Platz 22)

Rushing: 111Yards (Platz 17) und -0,18Epa/Play (Platz 21)

Wo konnte die Offense überzeugen?

Im Mittelpunkt des Spiels stand natürlich Sam Darnold. Der Quarterback wurde in der Offseason für einen Zweit- und Viertrundenpick vom Rivalen aus New York geholt und wurde vom Coaching Staff als Lösung auf der so wichtigen Position angesehen. Darauf folgte eine etwas größere Kritikwelle und so war der Druck auf Darnold im ersten Spiel natürlich recht groß. Dieser machte seine Sache aber gut. Zwar passierten ihm auch einige Ungenauigkeiten, besonders bei Würfen in die Endzone, aber insgesamt lieferte er eine runde Vorstellung.

Das Highlight der Partie war natürlich der 57 Yard lange Touchdown-Pass auf Robby Anderson, jedoch erhielt auch DJ Moore zuvor zwei sehr präzise geworfene Pässe. Nach der Halbzeit erwischte Darnold keinen guten Start und wurde sogar einmal gesackt. Anschließend wurde das Spiel nur noch verwaltet und der junge Quarterback konnte so nicht mehr in Szene treten. Insgesamt wird man aber in Carolina wohl zufrieden sein mit dem Auftakt.

Auch das Rushing Game wusste zu gefallen. Zwar liegt das Team dort nach Epa nur auf Platz 21, doch das liegt auch am Turnover kurz vor der Endzone. Hervorzuheben ist das Blocken der OLine. Machte diese in der Pass Protection, besonders auf der linken Seite, einen teilweise schon katastrophalen Job, konnten im Rushing Game viele Wege für den genesenen Star-Running Back Christian McCaffrey freigeblockt werden.

McCaffrey musste kaum Tackles durchbrechen und konnte am Ende am Boden 98 Yards aus 21 Versuchen erzielen. Die Stärken McCaffreys kamen auch gleich zum Vorschein. Konnten letztes Jahr mit dem eher langsamen Mike Davis kaum Big Plays am Boden erzielt werden, nutzte McCaffrey die gut freigeblockten Wege öfter für größeren Raumgewinn.

Wo waren die Schwachstellen in der Offense?

In der zweiten Halbzeit wurde das Passing Game sehr stark eingeschränkt. Lag es am schlechten ersten Drive Darnolds nach der Pause oder wollte Offensive Coordinator Joe Brady einfach kein Risiko eingehen? Die Fans sahen auf jeden Fall fast ausschließlich Läufe oder kurze Pässe auf McCaffrey. Dieser konnte zwar seine Total Yards verbessern und war für jeden Fantasy Owner ein absoluter Glücksgriff, doch die Offense wurde so eher eingebremst. Zumindest konnten aber Turnover durch diese Taktik vermieden werden.

Eine weitere Schwäche war die Offense bei Third Down. Nur knapp 29% der dritten Versuche konnten in ein neues First Down umgewandelt werden. Gerade, falls einmal ein Gegner kommen sollte, der mit der eigenen Offense auch mehr punktet, müssen sich die Panthers in diesem Bereich verbessern, denn ansonsten sollten sie dann nicht mithalten können.

Eine kuriose Szene entstand zudem noch im ersten Quarter. Carolina hatte an der gegnerischen 34 Yard Linie einen vierten Versuch, doch anstatt Rhule sein Team den Versuch ausspielen ließ oder den Kicker Santoso einsetzte, kam Punter Joseph Charlton aufs Feld und puntete den Ball an die 15 Yard Linie. Statistisch gesehen war diese Entscheidung die schlechteste.

Die Stats der Defense

Overall: 252Yards (Platz 4) und -0,16Epa/Play (Platz 4 / negativ ist bei der Defense gut)

Passing: 207Yards (Platz 8) und -0,12Epa/Play (Platz 6)

Rushing: 45Yards (Platz 2) und -0,26Epa/Play (Platz 8)

Wer konnte in der Defense überzeugen?

Der Pass Rush entschied fast von selbst das Spiel. Dabei waren nicht unbedingt die Spieler die Stars, welche natürlich trotzdem auch alle gute spielten. Brian Burns und Haason Reddick gewannen einige ihrer direkten Duelle gegen die OLiner und auch aus der Mitte erzeugten Derrick Brown, DaQuon Jones und Co. viel Druck. Betrachtet man allerdings nur die Win-Rates der einzelnen Spieler, fällt auf, dass die gar nicht so viel höher ausfallen als in den vergangenen Spielen. Natürlich war die DLine überlegen, aber der eigentliche Star war der Defensive Coordinator Phil Snow.

Die neu zusammengestellte Jets OLine und der Rookie Quarterback Zach Wilson waren oft extrem überfordert. Die Pass Rush Konzepte der Panthers waren immer unterschiedlich. Spieler aus der DLine gingen direkt nach dem Snap des Centers in Coverage und dafür täuschten andere Defender an, in Coverage zu gehen, um dann aber doch Jagd auf den Quarterback zu machen.

Die Jets hatten dagegen kein Konzept. Selbst noch einige Momente nach dem Snap ihres Centers wussten sie nicht, welche Spieler in Coverage gehen würden und welche als Pass Rusher agieren. Für einen Rookie Quarterback war es quasi unmöglich, dies vor dem Snap herauszufinden. Zumal es auch sein erstes Spiel überhaupt in der NFL war.

Als Resultat stimmte bei der New Yorker OLine die Zuteilung nicht. Pass Rusher hatten so keinen Gegenspieler mehr und konnten ungeblockt zum Quarterback laufen. Die Ausbeute von 6 Sacks geht somit größtenteils auf das Konto von Phil Snow.

Nicht unerwähnt bleiben darf zudem die gute Leistung gegen den Lauf. Zwar machte Shaq Thompson, der ansonsten ein herausragendes Spiel hatte, gegen Ende ein paar Mal den Weg nicht zu und so hatte der Running Back der Jets doch nochmal eine freie Bahn, doch in der Regel war die Run Defense extrem stark und konnte den Gegner immer früh stoppen.

Wo waren die Schwachstellen in der Defense?

Wenn bei den Jets was funktionierte, dann über die Receiver. Jeremy Chinn und Donte Jackson hatten beide Aktionen, bei denen sie einen Pass Breakup hatten und somit für einen Incomplete Pass sorgten. Jedoch liefen sie bei einigen Aktionen dann doch den Receivern Corey Davis und Denzel Mims hinterher. Das war in diesem Spiel kein großes Problem, denn der Pass Rush entschied quasi allein das Spiel, aber die Coverage könnte eine Schwäche der Panthers werden, da sich nun mit Myles Hartsfield ein weiterer Spieler verletzt hat.

Wie fällt das Fazit aus?

Der erste Sieg ist in den Büchern. Natürlich waren es „nur“ die Jets, aber selbst die mussten die Panthers erstmal in der Art und Weise besiegen. Der Pass Rush profitierte sehr von der Schwäche auf der Gegenseite. Bei stärkerem Gegner wird es wahrscheinlich einen anderen Verlauf geben, doch eine gewisse Dominanz sollte die DLine auch im Laufe der Saison behalten.

Wie sich die Offense und das Play-Calling darum entwickelt, wird sich zeigen. Brady machte aus diesem Spiel eine McCaffrey Show. Gerade in der zweiten Halbzeit schien es so, als wäre das der einzige Plan und dementsprechend machte die Offense auch kaum noch Punkte. Man muss dabei aber auch den Spielverlauf betrachten. Carolina ging mit 16 Punkten Vorsprung aus der Halbzeit und musste die Führung nur verwalten. Es kann durchaus sein, dass in Zukunft wieder mehr Optionen, auch in der Offense, zu sehen sind. Das zweite Quarter macht da schon mal Hoffnung.

 

Quellen: rbsdm.com  espn.com

Bildquelle: panthers.com

 

 

O-Liner gegen Wide Receiver: Wer hat die größere Wertigkeit für den Draft?

Der Draft 2021 rückt immer näher. Die Gerüchteküche brodelt und in den Foren werden sich immer mehr Gedanken gemacht. Größtes Thema dabei ist oftmals der erste Pick eines Teams. Bei den Panthers ist dieses Thema umso spannender, da der First Round Pick an achter Stelle ist und das Team somit eine wirklich große Chance hat, einen Elite-Spieler für die Zukunft zu gewinnen.

Für die meisten ist klar, dass an achter Stelle ein Offensive Tackle geholt werden muss. Die Panthers haben dort eine schwach besetzte Position und mit Rashawn Slater oder Penei Sewell fallen dort vielleicht extrem talentierte Spieler hin.

Eine andere Herangehensweise bei der Auswahl des Prospects

Für mich als Autor ist die Entscheidung dagegen nicht ganz so eindeutig. Einerseits liegt das daran, dass mir die Strategie „Draft nach Need“ nicht gefällt. Browns GM Andrew Berry gab zuletzt ein gutes Statement dazu ab, indem er sagte, dass die Needs von heute nicht die gleichen von morgen sein werden. Diese Taktik wirkt für mich vielversprechender, denn für die Zukunft ist es wahrscheinlich wichtiger, dass ein Team auf den wichtigen Positionen gut besetzt ist und nicht nur auf den Positionen, auf denen man Jahre zuvor ein Need hatte.

Damit stellt sich aber die Frage, was die wichtigen Positionen sind. Besonders in der Offense gibt es mehrere Philosophien. Viele GMs wollen die Offense von der Line aufbauen und viele Ressourcen dort investieren.

Ich werde in diesem Kommentar ein bisschen darauf eingehen und einen Vergleich zu der Wide Receiver Position ziehen. Gerade in Bezug auf die Draftstrategie versuche ich darzustellen, wie man mithilfe analytischer Methoden zu etwas unterschiedlichen Ergebnissen kommen könnte.

Einordnung mit PFF-WAR

Um den Einfluss eines einzelnen Spielers für das Team zu messen, wurden in der Vergangenheit mehrere Methoden ermittelt, um dies herauszufinden. Das Unternehmen Pro Football Focus hat genau zu diesem Thema die Metrik PFF-WAR (WAR steht für Wins above Replacement) entwickelt. Um diese zu erklären, muss man ein bisschen tiefer in das Thema eintauchen.

PFF ist damit bekannt geworden für jeden Spielzug, jeden Spieler mit einer Grade zu bewerten. Macht der Spieler ein Highlight-Play, so bekommt er die Grade +2 und bei einem absoluten Desaster im Play bekommt er die Grade -2. Bei der Benotung gibt es dazu auch Abstufungen in 0,5-er Schritten, sodass auch Grades wie -1,5 oder +0,5 möglich sind.

Mithilfe dieser Benotung kann auch ein Bezug auf den Einfluss eines Spielers genommen werden. Pro Football Focus bewertet nicht nur jeden Spieler, sondern hat auch immer das Ergebnis zu jedem Spielzug. Hat ein Spieler zum Beispiel andauernd eine +2-Benotung, doch das Team verbessert sich in diesen Spielzügen kaum bis gar nicht, wird der Einfluss dieses Spielers nicht so hoch sein wie der eines anderen Spielers.

Einen Referenzwert gibt es bei dieser Metrik auch. Stehen die ganze Zeit elf Spieler auf dem Platz, die einen PFF-WAR Wert von null haben, wird das Team am Ende der Saison im Schnitt einen Record von 3-13 haben.

Die Spieler mit dem PFF-WAR Wert von null gelten als durchschnittlich und sind austauschbar. Ein Spieler mit dem PFF-WAR Wert von 1 dagegen, würde im Schnitt allein das 3-13 Team um einen Sieg verbessern. (Die Beschreibung der Metrik ist hier sehr grob und soll lediglich zum Verständnis beitragen. Pro Football Focus hat natürlich PFF-WAR genauer erklärt)

Unterschiede zwischen OT und WR

Ich bin kein großer Fan davon, PFF-WAR wirklich ganz genau zu nehmen. Ein Spieler mit einem Wert von +2,2 hat nicht unbedingt einen größeren Einfluss als ein Spieler mit +2,1, doch gerade bei deutlicheren Unterschieden hat die Metrik eine gute Aussagekraft. Das ist besonders spannend, wenn man Spieler verschiedener Positionen vergleicht.

Gerade beim Vergleich von Offensive Tackle und Wide Receiver schrieb der „Sidelinereporter“ in seinem deutschsprachigen Blog einen spannenden Artikel. Der beste Receiver hat einen PFF-WAR Wert von circa +0,9. Der beste Tackle dagegen nur +0,4. Auch wenn man auf die nächstbesten Spieler der Position guckt, ist der Unterschied groß. Der fünftbeste Receiver hat noch einen WAR-Wert von +0,6, beim Tackle liegt dieser nur bei +0,3.

Es ist mittels PFF-WAR deutlich zu erkennen, dass die besten Receiver einen größeren Einfluss auf das Team haben als die Tackles. Doch was ist der Grund dafür?

Weshalb haben Wide Receiver größeren Einfluss?

Das Problem beim Einfluss eines Tackles besteht darin, dass er im Verbund mit anderen gut blocken muss. Die O-Line blockt als Einheit. Eine Schwachstelle kann aber schon dafür sorgen, dass der Quarterback öfter unter Druck gerät. Spielt ein guter Tackle in einer schwachen O-Line, wird diese trotzdem nicht gut abliefern. Der Einfluss des einzelnen Spielers ist dadurch nicht so groß.

Ein weiterer Punkt ist die Entwicklung des Football-Spiels. Das Passspiel wird in der NFL immer wichtiger, doch der Einfluss der O-Line ist im Laufspiel größer. Im Passspiel kontrolliert der Quarterback sehr oft selbst, wie stark er unter Druck gerät. Kann er offen werdende Routen schnell antizipieren, die Defense gut lesen und sich sicher in der Pocket bewegen, wird er weniger unter Druck stehen. Das führt dazu, dass O-Lines mit guten Pass Protection Werten nicht unbedingt dafür sorgen, dass ihr Quarterback weniger unter Druck ist als bei anderen Teams. Verantwortlich ist dafür oft der Quarterback selbst.

Ein Wide Receiver dagegen kann direkten Einfluss auf das Play des Quarterbacks haben. Läuft sich der Receiver schneller frei und ist offener, kann der Quarterback früher den Ball werfen. Auch wenn die Verbindung zwischen Receiver und Quarterback gut ist, kann der Quarterback unter Umständen früher antizipieren, wann der Receiver offen ist und auch früher den Ball werfen. Als einzelner Spieler hat der Receiver damit direkten Einfluss, dass der Quarterback weniger unter Druck steht. Auf den Draft betrachtet könnte das bedeuten, dass vielleicht Spieler wie Chase und Waddle eher dazu beitragen könnten, dass Sam Darnold weniger unter Druck stehen würde als Spieler wie Sewell oder Slater. Das klingt natürlich sehr paradox, da die O-Liner für das Blocken zuständig sind und die Receiver damit eigentlich nichts zu tun haben.

Rolle des Offensive Tackles grundsätzlich wichtig

Einen Einschub gibt es aber doch. Wir haben bisher nur die Top 30 Offensive Tackles betrachtet. Ein guter O-Linef hat vielleicht nicht so einen großen Einfluss wie ein guter Receiver, doch spielt auf OT eine absolute Graupe, kann dies zum großen Problem werden. Im Super Bowl spielten bei den Kansas City Chiefs auf Left Tackle ein Backup und auf Right Tackle ein Backup Guard. Beide Spieler waren nicht annähernd so gut wie ein Top 30 Tackle in der Liga und so wurde es für Quarterback Patrick Mahomes in diesem Spiel richtig ungemütlich.

Ist die Performance der O-Line irgendwann so schlecht, dass nicht mehr ein durchschnittliches Niveau erreicht werden kann, wird sich das auch auf das Ergebnis des Quarterbacks niederschlagen. Denn dieser kann dann selbst mit gutem Spiel zu oft unter Druck geraten. Ein schlechter Tackle hat demnach einen größeren negativen Einfluss als ein schlechter Receiver.

Ganz schlimm ist dabei natürlich die Kombination aus schlechter Pass Protection und schlechtem Quarterback. 2019 hatten die Panthers auf Left Tackle mit Darryl Williams und Greg Little zwei Spieler, die in dieser Saison nicht gut in Pass Protection waren. Auf der Quarterback-Position musste der junge Kyle Allen eingesetzt werden, woraufhin später sogar der noch schlechter aufspielende Will Grier zum Einsatz kam. Offensiv war die Saison gerade im Passing Game eine absolute Katastrophe. Die Panthers ließen natürlich mit dieser Kombination auch die meisten Sacks der Liga zu.

Insgesamt sollte das aber auch nicht zu einer Überreaktion führen. Eine schlechte Line sollte auf jeden Fall verbessert werden. Allerdings ist es nicht unbedingt notwendig gleich alle Ressourcen dafür auszugeben, eine der besten O-Lines zu kriegen. Denn wenn der Quarterback gut genug ist, ist der Einfluss zwischen einer überdurchschnittlichen und einer Elite O-Line nicht so groß wie viele vermuten würden.

Was spricht für einen OT?

Aufgrund der Ergebnisse mit PFF-WAR war für mich bei meinen Mock Drafts die Wahl zunächst recht klar. Mit dem achten Pick möchte ein Team einen besonderen Spieler haben, der über Jahre hinweg einen großen Einfluss hat. Da dieser bei einem Receiver in der Regel vielversprechender wäre, entschied ich mich für diese Position. Beim Fan-Mock der Dolphins fiel die Wahl auf Waddle, obwohl Sewell noch auf dem Board war. Auch beim Mock Draft 2.0 für den German Riot entschied ich mich für den Receiver von Alabama, obwohl ich die Chance hatte, Rashawn Slater zu picken. Eigentlich alles richtig gemacht, oder?

Ganz so einfach ist die Entscheidung dann doch nicht. Die Position des Offensive Tackles ist vielleicht nicht so einflussreich wie die der Receiver, doch trotzdem gehört sie zu den wichtigsten im Spiel. Die Trefferquote im Draft ist dabei sehr unterschiedlich. Tackles aus der ersten Runde werden oftmals über ihren Rookie Deal hinaus noch vom Team verlängert oder haben generell eher eine gute NFL-Karriere. Spieler aus späteren Runden dagegen sind nicht ganz so oft erfolgreich.

So stark ist der Unterschied bei den Receivern nicht, denn dort haben auch Spieler in den späteren Runden oftmals eine gute Karriere. Der Dropoff dort zwischen den Runden ist nicht ganz so stark.

Ein weiteres Problem ist der negative Einfluss eines Offensive Tackle. Ist der Spieler wirklich nicht NFL-tauglich und muss aber starten, kann das große Ausmaße auf die gesamte Offense haben. In diesem Draft haben die Panthers vielleicht die Chance, langfristig die Dienste von Penei Sewell oder Rashawn Slater zu sichern. Falls diese Spieler wirklich erfolgreich werden würden, hätten die Panthers langfristig eine Position in der O-Line stark besetzt und würden weniger in die Bredouille geraten, dort einen schwachen Spot in der Line zu haben (es kann natürlich auch zu Verletzungen kommen, wie zum Beispiel bei Mitchell Schwartz von den Kansas City Chiefs in der letzten Saison).

Sewell gewann bereits mit 19 Jahren die Outland Trophy und gilt als eines der größten Talente der letzten Jahre. Auf so einen Spieler zu verzichten und dafür einen Receiver zu wählen, der nicht mit so einer großen Wahrscheinlichkeit Erfolg haben würde, wäre sicherlich auch riskanter.

Fazit

Insgesamt würde ich als GM wohl immer noch bei meiner Wahl bleiben und früh einen Wide Receiver nehmen. An acht haben die Panthers fast die komplette Auswahl an Top Talenten (sofern sie dort bleiben). Falls sie den richtigen Spieler finden würden, wäre das gerade auf langer Sicht sehr hilfreich. Trotzdem bin ich aber auch sehr angetan von Penei Sewell oder Rashawn Slater. Beide sind tolle Talente und sie würden eine gewisse Sicherheit geben, wenngleich es auch bei beiden Fragezeichen gibt, ob sie auf Guard rutschen müssten.

Wahrscheinlich werden sich die Panthers mit ihrem ersten Pick auf Tackle verstärken. GM Scott Fitterer hat einen großen Scouting Hintergrund und war unter anderem am Aufbau der Legion of Boom in Seattle beteiligt. Er wird bestimmt eher in klassische Scouting Methoden interessiert sein und sich kaum mit Metriken wie PFF-WAR beschäftigen. Unabhängig davon, dass die Panthers Kunden bei Pro Football Focus sind. Auf den ersten Pressekonferenzen der Panthers mit Fitterer und Rhule wurde auch schon über den Kader gesprochen und GM wie auch Coach waren sich dort einig, dass die O-Line eine sehr hohe Priorität hat in der Kaderplanung.

 

Quelle: pff.com    sidelinereporter.wordpress.com

Bildquelle: bengalswire.usatoday.com    tdalabamamag.com    si.com