Was für ein verrückte Achterbahnfahrt. Die Carolina Panthers sehen lange Zeit nicht gut aus gegen die Houston Texans, verlieren ihre beiden Superstars Christian McCaffrey und Jaycee Horn, doch können in der zweiten Halbzeit nochmal aufdrehen und einen 24-9 Sieg sichern. Einerseits ist die Freude bei den Fans nun natürlich da, denn das Team rund um Quarterback Sam Darnold steht jetzt bei einem 3-0 Record, doch der Sieg wird ein bisschen von den Verletzungen überschattet.
Die Stats der Offense
Overall: 407 Yards und 0,2Epa/Play
Passing: 290 Yards und 0,37Epa/Play
Rushing: 117 Yards und -0,03Epa/Play
Wo waren die Schwachstellen in der Offense?
In der ersten Halbzeit funktionierte die Offense nicht wirklich gut. Nach der Führung hatte man zunächst Pech, dass man kurz vor der Endzone aus einem 4&1 kein neues First Down erreichen konnte, dann verletzte sich noch Christian McCaffrey. Sam Darnold, der zuvor ein ordentliches erstes Quarter gespielt hatte, wirkte ab dann sehr verunsichert. Konnte er zuvor immer schnelle und kurze Pässe auf seine 22 werfen, stand er nun mehr unter Druck. Zu lange blieb er an seinen Reads hängen und konnte sich nicht entscheiden, wen er anwerfen sollte.
Außerdem spürte er auch nicht woher der Druck kam. Insgesamt wurde er im zweiten Quarter dreimal gesackt und verlor dabei auch zweimal den Ball. Die Strip Sacks kamen aber erst nach 3,1s beziehungsweise 3,4s. Der junge Quarterback hatte arge Probleme, das Spiel zu lesen und sich richtig in der Pocket zu bewegen. Dass er nun auch schon zum vierten Mal in der Saison den Ball verlor, ist gerade mit Sicht auf die Zukunft eher besorgniserregend. Das liegt daran, dass die OLine ziemlich schwach wirkt und der Quarterback länger als seine Vorgänger zum Werfen braucht. Wenn dann Druck durchkommt, ist die Chance auf einen Sack oder QB Hit erhöht.
Wo lagen die Stärken in der Offense?
So schlecht das zweite Quarter war, so gut war dann die zweite Halbzeit. Offensive Coordinator Joe Brady ließ Passkonzepte spielen, bei denen der Quarterback meist schon beim ersten Read auf einen freien Receiver werfen konnte. Houston wollte keine tiefen Pässe zulassen und ließ deswegen ganz oft zwei Safeties extrem tief verteidigen. Die Linebacker waren aber keinesfalls gut genug in der Coverage, um die Mitte des Feldes zu verteidigen. Folglich ergaben sich in diesen Zonen sehr große Räume für DJ Moore. Der Receiver hatte mit seinen 8 Targets und 126 Yards großen Anteil am Sieg der Panthers.
Auch Darnold zeigte sich nun von einer ganz anderen Seite. Zwar steckte er immer noch viele Hits ein, doch insgesamt wirkte er in der Pocket nicht mehr so verloren, obwohl die OLine immer noch schlecht war. Fehler gab es kaum noch und diesmal gab es sogar einige Highlight-Würfe auf Alex Erickson oder Tommy Tremble. Durch das stabilere Auftreten war die Offense auch nicht mehr zu stoppen. Besonders in der zweiten Halbzeit konnte somit Sam Darnold unterstreichen, warum ihn Matt Rhule unbedingt haben wollte.
Ein weiterer Vorteil von Darnold war die Möglichkeit, den Ball zu laufen. Er ist zwar kein Lamar Jackson oder Cam Newton, aber gerade bei kurzen Versuchen war der QB Sneak mit ihm eine sichere Variante und auch ansonsten hatte er einige Runs, die der Offense sehr weitergeholfen haben.
Die Stats der Defense
Overall: 193 Yards und -0,17Epa/Play
Passing: 151 Yards und -0,07Epa/Play
Rushing: 42Yards und -0,36Epa/Play
Wer konnte in der Defense überzeugen?
Wie immer stand der Pass Rush im Mittelpunkt. Mit Davis Mills stand ein Rookie Quarterback auf der Gegenseite und um ihn zu verwirren, war es kein Wunder, dass Carolina bei fast 40% der Snaps den Blitz einsetzte. Die Front der Panthers schaffte es unglaublich oft und auch schnell, Mills unter Druck zu setzen. Insgesamt gelangen dem Team vier Sacks. Drei davon kamen innerhalb von zwei Sekunden, für den vierten wurden 2,2s benötigt. Auch mit Sicht auf die Zukunft ist das ein eher gutes Zeichen. Mit Laremy Tunsil, Tytus Howard oder Marcus Cannon hatten die Texans OLiner in ihren Reihen, die normalerweise immer für gute Protection sorgten. Trotzdem gelang es der Defense so oft und so schnell, den Quarterback unter Druck zu setzen.
Ein Grund für die tolle Leistung in den ersten drei Spielen ist dabei Linebacker Shaq Thompson. Um von außen oft freie Pass Rusher zu kreieren, haben die Panthers ein Pass Rush Konzept, bei dem sie mit beiden Linebackern das A-Gap der OLine (Mitte der OLine) attackieren. Deswegen hat Thompson auch in jedem Spiel schon mindestens einmal den Quarterback unter Druck gesetzt.
Die große Stärke liegt aber in der Coverage. Obwohl Thompson sehr oft nah oder direkt an der Line steht, kann er in diesem Jahr sehr gut die Mitte verteidigen. Routen der Receiver, die darauf ausgelegt sind, in die Mitte zu gehen oder sich über die Mitte zu entwickeln, können so sehr gut ausgeschaltet werden. Mit der guten Coverage verhinderte Thompson schon oft, dass der Gegner gleich seinen ersten Read bedienen konnte und das ist besonders gut, wenn man bedenkt, dass die Defense sehr schnell Druck erzeugen kann. Ohne Thompson würde diese Defense wahrscheinlich nicht auf diesem hohen Level performen. Er ist vielleicht sogar der Schlüsselspieler dort.
Wo waren die Schwachstellen in der Defense?
Die Kadertiefe in der Secondary wird immer dünner. Schon Ende der ersten Halbzeit erwischten die Texans einen guten Drive. Mills konnte dem Druck gut entgehen und fand sicher den recht offenen Wide Receiver Brandin Cooks, der im gesamten Spiel nicht zu stoppen war. Zu diesem Zeitpunkt war Jaycee Horn noch auf dem Spielfeld und coverte sehr oft den Slot Receiver. In der zweiten Halbzeit brach er sich aber drei Knochen im Fuß und es besteht die Gefahr, dass er sogar die ganze Saison verpassen könnte. Dass mit Juston Burris ein weiterer Defensive Back im nächsten Spiel ausfallen könnte, macht die schon jetzt ein bisschen wacklige Secondary noch unsicherer.
Wie fällt das Fazit aus?
Die Panthers verdienen am Ende das Spiel hochverdient. In Zukunft warten aber bessere Gegner und da stellt sich natürlich gleich die Frage, ob Carolina auf diesem Niveau weiter abliefern kann. Die Defense machte bisher einen tollen Eindruck. Wahrscheinlich wird dieses Niveau nicht gehalten werden, besonders im Pass Rush, doch es wäre auch eine große Überraschung, wenn die Defense komplett einbrechen würde. Spannend wir die Entwicklung der Coverage zu beobachten sein. Wie wird die Secondary aussehen, wenn sie mal mehr getestet wird?
Auch spannend ist natürlich die Entwicklung von Darnold. Er ist zwar immer wieder für einen Fehler gut, kann das Team aber auch mit tollen Würfen zu Punkten führen. Seine Entwicklung wird wahrscheinlich maßgeblich dafür entscheidend sein, ob die Saison erfolgreich sein wird oder nicht. Bisher spielt er für seine Verhältnisse gut und hat das Team zu einem 3-0 Record geführt.
Quellen: rbsdm.com espn.com Podcast: Unexpected Points
Bildquelle: panthers.com