Auch im dritten Jahr in Folge sind die Panthers mal wieder auf Quarterbacksuche. Im Gegensatz zum letzten Jahr gibt es in diesem Jahr nicht die absoluten Top-Prospects auf der QB-Position. Nichtdestotrotz sind auch im 2022er Draft mehrere spannende Quarterbacks, die zwar noch nicht so weit sind wie die QBs im letzten Jahr, trotzdem auch das Potential eines Franchise-Quarterbacks mitbringen. In diesem Artikel wollen wir erstmal auf drei Quarterbacks eingehen, bei denen die Panthers, laut mehreren Medienberichten, „first-round-grades“ haben.

Kenny Pickett

  • Größe: 6’3“ ; 1,91m
  • Gewicht: 217lbs ; 98,5kg
  • College: Pittburgh Panthers
  • Redshirt Senior
  • 23 Jahre alt (06.06.1998)

Kenny Pickett ist seit fünf Jahren Quarterback bei den Panthers (passenderweise) und seit vier Jahren dort der Starter. Seine statistisch beste Saison hatte er 2021 als er einen Schulrekord mit 4319 Passing Yards, bei 67,2 % angekommener Pässe, aufgestellt hat. Außerdem hat er 42 Touchdowns bei nur sieben Interceptions geworfen, sowie für 241 Yards und fünf Touchdowns gelaufen.

Stärken

Bei Kenny Pickett merkt man, dass er schon viel Erfahrung gesammelt hat. Auf dem College hat er bereits 51 Starts hinter sich gebracht. Vor allem in seiner letzten Saison hat er noch einmal einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Pickett bringt auch bereits gute Mechanics, sowie Beinarbeit mit. Er hat in einer Offense gearbeitet, die Full-Field-Reads von ihm verlangt.

Bei Passing Plays geht er gut durch seine Reads und will auch keine Pässe erzwingen, sondern geht zu seinem Checkdown, wenn die anderen Routen gecovert sind. Er bringt eine gewisse Athletik mit, um auch mal dem Druck auszuweichen und für ein first down zu scrambeln. Durch seine Erfahrung und seinen Spielstil bringt er eine gewissenSicherheit mit. Von den Quarterbacks in diesem Jahr ist er derjenige, der am weitesten als Passer ist und den man am ehesten direkt starten lassen kann.

Schwächen

Die Schwächen von Pickett sind zum einen seine für einen Quarterbacks ungewöhnlich kleinen Hände zu nennen. Seit 2003 wurde kein QB mehr in der ersten Runde gedraftet, der Hände hatte, die kleiner waren als 9“. Picketts Hände haben eine Größe 8 1/2 “. Außerdem hat er nicht den stärksten Arm. Er kann zwar downfield attackieren, aber ihm fehlt die Kraft im Arm für die tiefen Shots und um den Ball mit Speed in enge Fenster zu feuern. Pickett macht zwar viele Sachen bereits gut, jedoch nichts außergewöhnlich.

Seine Art zu spielen geht schon eher in die Richtung eines Game-Managers. Er hat zwar auf dem College auch gute Aktionen als Runner gehabt, jedoch hat er nicht die Athletik, um in der NFL als Rusher erfolgreich zu sein. Von den sechs Top Quarterbacks in diesem Jahr ist er der mit dem wenigsten athletischen Upside.

Auf dem College war er zwar erfolgreich, aber er bringt keine Elite-Traits mit, die ihn zu einem Top-10 QB machen können. Bei Pickett muss man auch sein Alter als Kritikpunkt sehen. Zum Start der Saison ist er bereits 24 Jahre alt und fast auf den Tag genau ein Jahr jünger als Darnold. Seine Gegenspieler auf dem College waren somit teilweise fünf Jahre jünger.

System/Rolle

Pickett ist ein Quarterback, den man sofort in der NFL starten lassen kann. Er bringt genügend Erfahrung als Passer mit, um eine NFL-Offense umsetzen zu können. Das ideale System ist die klassische West-Coast-Offense, wo er als Pocket-Passer punkten kann. Also viel im kurz und mittellangen Passspiel, bei dem er als „Rythm-Passer“ seine Stärken hat.

Matt Corral

  • Größe: 6’2“ ; 1,88m
  • Gewicht: 212lbs ; 96kg
  • College: Ole Miss Rebels
  • Redshirt Junior
  • 23 Jahre alt (31.01.1999)

Matt Corral ist seit vier Jahren QB bei Ole Miss und war in den letzten beiden Jahren der Starter. 2021 war auch seine beste Saison, in der er in allen 13 Spielen gestartet hat. Er hat 67,9 % seiner Pässe an den Mann gebracht für 3349 Yards und 20 TDs bei lediglich fünf Interceptions. Zusätzlich hat er noch 614 Yards und 11 TD erlaufen.

Stärken

Was bei Matt Corral als erstes auffällt, ist sein extrem guter Release. Wenn er seinen Read hat, fliegt ihm der Ball förmlich aus der Hand. Er bedient alle Level des Feldes mit guter Genauigkeit und kann auch einen touch unter den Ball legen, um ihn zwischen LB und Safety anzubringen. Außerdem hat er einen guten Arm und kann den Ball auch mal 60 Yards downfield werfen oder auch mal aus vollem Lauf.

Des Weiteren ist er auch ein sehr mobiler Quarterback, der zum einen die Fähigkeit hat, Spielzüge mit seinen Beinen zu verlängern, zum anderen aber auch mit Zone Reads ins Running Game eingebunden zu werden.  Mit dem Ball in der Hand ist er ein sehr beweglicher Läufer, der sich aber auch nicht zu schade ist, den Kopf runter zu nehmen, um die erforderlichen Yards zu erzwingen.

Ein weiterer Pluspunkt von Corral ist sein Leadership. Er hat in der letzten Saison in engen Spielen gezeigt, dass er das Team anführen kann und voran geht. Während die meisten Spieler, die sich für den Draft anmelden, die Bowl Spiele aussetzen, hat er trotzdem daran teilgenommen um seinem Team zu helfen.

Schwächen

Bei seinen Schwächen muss man einfach das System nennen, in dem er gespielt hat. 40% der Spielzüge bei Ole Miss waren sogenannte RPOs (Run-Pass-Option). Bei diesen Spielzügen muss der Quarterback lediglich einen Spieler lesen und entscheidet dann, ob er den Ball an den RB übergibt oder einen kurzen Pass spielt. Er hatte in der Offense kaum Verantwortung und fast nur one read plays oder half field reads. Man weiß somit nicht, wie er in einer NFL-Offense zurechtkommen würde. Der Sprung von der sehr einfachen College Offense in die NFL ist bei ihm größer als bei jedem anderen Top QB der letzten Jahre.

Das beste Beispiel ist, dass er im letzten Jahr 29 Tap Pässe hatte. Bei diesen Pässen kommt ein Spieler in Motion und der QB pitcht den Ball lediglich kurz nach vorne. Es ist somit schwer zu sagen, ob er einer NFL-Offense gewachsen ist. Man weiß nicht, ob die Offense von Ole Miss so simpel war, weil Corral nicht mehr kann oder ob er durch diese simple Offense zurückgehalten wurde (bestes Beispiel ist Justin Herbert).

In der NFL könnte sein Runningstyle auch zum Problem werden. Er ist zwar sehr taff mit dem Ball in der Hand und schmeißt sich in die Tackles, jedoch hat er nicht den Körperbau, dass dies lange gut geht. Er muss somit auch in diesem Bereich klüger agieren um nicht schwere Verletzungen zu riskieren.

System/Rolle

Bei Corral würde es Sinn machen, ihn langsam an die NFL zu führen um zu sehen, ob er von Ole Miss zurückgehalten wurde. Gerade zu Beginn würde es Sinn ergeben, viele seiner College-Elemente in die Offense einzubauen. Also viele RPOs und auch Zone-Read Plays bei denen er seine Dynamik ausspielen kann. Eine komplette Offense um das QB-Laufspiel (wie z.B. die Ravens oder Eagles) würde aufgrund seines Körperbaus nicht viel Sinn ergeben. Bei der Pass-Offense müsste man dann auf seine Stärken im Release und YAC setzen. Viele kurze schnelle Pässe bei denen die Playmaker Platz haben und den Ball früh in der Hand haben (eigentlich genau die McAdoo-Offense).

Malik Willis

  • Größe: 6’0,5“ ; 1,84m
  • Gewicht: 219lbs ; 99,3kg
  • College: Liberty
  • Redshirt Senior
  • 22 Jahre alt (25.05.1999)

Malik Willis hat seine College Karriere in Auburn begonnen, ist jedoch aufgrund mangelnder Chancen zu Liberty gewechselt. In Liberty war er daraufhin die letzten beiden Saisons der Starter. In der letzten Saison hat er 61,1% seiner Pässe für 2857 Yards und 27 Touchdowns sowie 12 Interceptions angebracht. Zusätzlich hat er noch 878 Yards und 13 Touchdowns erlaufen.

Stärken

Die Stärken von Willis springen einem direkt ins Auge wenn man sich sein Tape anschaut. Er ist ein extrem guter Athlet mit einem unfassbar guten Arm. Mit seinem Arm kann er das ganze Feld bedienen und ist auch in der Lage, im vollen Lauf quer zum Körper den Ball 50,60 Yards downfield zu feuern. Er hat zwar nicht ganz die Dynamik eines Lamar Jackson, wäre jedoch auf anhieb in der Diskussion als bester Dual-threat QB in der NFL nach ihm an der Reihe.

Im College war er in so gut wie jeder Situation der beste Athlet auf dem Feld. Man sieht von ihm in fast jedem Spiel Plays, in denen er mehrere Pass-Rusher aussteigen lässt und dann für 20+ Yards scrambelt. Die Offensive-Line von Liberty war eine der schwächsten der Conference. Trotzdem konnte Willis immer wieder Plays verlängern und dem Druck ausweichen. Er will immer das Play machen, selbst wenn die Rusher schon fast in ihn reinlaufen. Die Bälle bringt er trotzdem noch an.

Willis bringt also alle Anlagen mit, um ein absoluter Elite-Quarterback zu werden. Seine Armstärke und das Armtalent, aus unterschiedlichen Winkeln und Plattformen genaue Pässe anzubringen, haben in der NFL vielleicht noch 5 andere Quarterbacks. Zusätzlich dazu noch seine Athletik und Dynamik als Runner sprechen dann schon für Extraklasse und geben ihm die Möglichkeit, ein außergewöhnlicher Quarterback zu werden.

Schwächen

Eine klare Schwäche von Willis ist das Quarterbackspiel an sich. Er ist noch viel zu inkonstant in seinen Reads und hatte selbst auf zweitklassigem College Niveau immer wieder grauenhafte Plays. Teilweise liest er die Defense komplett falsch, dann übersieht er Spieler und hat Glück, dass diese Plays nicht immer bestraft werden. Auf dem NFL-Niveau hat er diesen Spielraum für Fehler nicht.

Die Stärke, dass er der beste Athlet auf dem Feld ist, ist jedoch zugleich auch eine Schwäche von ihm. Er verlässt sich zu oft auf seine bessere Athletik. In der NFL wird dies nicht mehr der Fall sein, da er dann gegen ähnlich gute Athleten spielen muss. Spielzüge in denen er auf dem College den Blitzer schlichtweg übersieht und dann mit seinem Speed dem Sack entweichen kann, werden in der NFL regelmäßig böse bestraft werden.

Aber auch schon im College hat er viel zu oft unnötige Sacks kassiert, weil er unbedingt das Play machen wollte, anstatt den Ball zu werfen. Vor allem beim Passen aus der Pocket heraus ist er noch viel zu inkonstant. Er verlässt dann auch oft zu schnell die Pocket und versucht ein Play zu machen, anstatt durch seine Reads zu gehen. Ähnlich wie bei Corral hat auch Willis in einer sehr rudimentären Offense gespielt. Die meisten Plays waren One-read oder half-field reads, viele RPOs und gelegentliche tiefe Shots. Gerade was die Protection und Verantwortung an der Line anging, hat er bisher fast nichts machen müssen.

Den Punkt des „High-Floor“ bei Pickett muss man bei Willis genau gegenteilig formulieren. Er ist der QB von den Top 6 in diesem Jahr mit dem höchsten Bust-Potential. Die Traits die er mitbringt sind Elite, aber er ist als Quarterback noch sehr weit vom NFL-Level entfernt. Selbst ein Trey Lance, der im letzten Jahr als Project gesehen wurde, war schon deutlich NFL-bereiter und sogar noch ein Jahr jünger.

System/Rolle

Bei Willis wäre es vermutlich am besten, wenn er in seiner ersten Saison erstmal auf der Bank sitzt. Dann könnte er in Ruhe das System lernen. Vor allem würde es ihm auch helfen, sich an das Niveau der NFL anzupassen und sein noch sehr rudimentäres Quarterbackspiel zu verbessern. Wenn man ihn dann in ein System packen will, muss man es auch auf ihn zuschneiden. Die Dynamik als Runner muss man einfach in das Spiel mit einbringen. Ideal wäre eine Offense die viele QB-Runs, Read-Option-Plays, RPOs verwendet. Vor allem auch tiefe Shots bei Playaction, wo er zusätzlich Zeit bekommt und „Touchdown zu Checkdown“- Plays, bei denen er nur wenige Reads machen muss.

Quellen

www.youtube.de

www.nfl.com

https://walterfootball.com/scoutingreports.php

https://www.profootballnetwork.com/nfl-draft/

https://thedraftnetwork.com/

Bildquellen:

sportcasting.com

sportillustrated.com

pittsburgpanther.com