In drei Wochen beginnt der Draft für die Saison 2023 und zum zweiten Mal in der Franchise-Geschichte (letztes Mal 2011) picken die Panthers an erster Stelle. Man kann davon ausgehen, dass die Panthers mit diesem Pick auf einen neuen Quaterback gehen. Wir wollen euch die Top Quarterback Prospects des diesjährigen Drafts vorstellen. In den Artikeln gehen wir genauer auf die Stärken und Schwächen des jeweiligen Spielers ein. Außerdem versuchen wir zu prognostizieren, wie die Jungs „Under Center“ in das Team der Panthers passen könnten. In diesem Artikel stellen wir Anthony Richardson von den Florida Gators vor, der mit seinen Traits und der Physis an einen Quarterback erinnern, den wir als Panthers Fans noch sehr gut kennen.

Anthony Richardson

  • University of Florida
  • 6’4“ (1,93) 244lbs (111kg)
  • Geboren am 22.05.2001/02 (Auf den meisten Seiten steht sein Geburtsdatum von 2001, somit wäre er 21 Jahre alt. Er hat jedoch beim Combine auf Nachfrage geäußert, er sei 20 Jahre alt. Dies wurde auch so von den Coaches angegeben)
  • Redshirt Sophomore

Anthony Richardson ist seit drei Jahren als Quarterback bei den Florida Gators. Aufgrund einer Verletzung in seinem letzten Jahr in der High School spielte er in seinem ersten Jahr in Florida nur vereinzelte Snaps. Nach diesem sogenannten „Redshirt year“ startete er auch in seinem zweiten Jahr lediglich ein Spiel. Erst in seiner dritten Saison war er dann komplett Starting Quarterback und beendete die Saison mit 2549 Passing Yards, 17 TDs und 9 INTs, sowie 654 Rushing Yards und 9 TDs.

Stärken

Athletik

Wenn man auf die Stärken von Anthony Richardson eingeht muss man als erstes auf seine unfassbare Physis/Athletik eingehen. Schon während der Saison hat man sehen können, welch ein guter Athlet AR ist. Jedoch hat er diese Annahmen beim diesjährigen Combine nochmal pulverisiert. Mit, unter anderem, einem 40 Yard Dash von 4,43s (viertbeste Wert eines QBs jemals), 40 1/2 Inch Vertical jump (neuer QB-Record) und 10 foot 9 Inch Broad jump (gemeinsamer bester Wert jemals) erreichte er einen RAS von 10.

Beim RAS (Relative Athletic Score) werden die erreichten Werte (40 Yards Dash, Vertical, etc) sowie die Physis (Größe, Gewicht, Handgröße, usw) zusammengezogen, um den RAS auf einer Skala von 1-10 zu ermitteln. AR hat nach seinem Combine nun den besten RAS eines QB jemals. Der vorherige Rekordhalter hatte diesen für 12 Jahre inne. Sein Name: Cam Newton. AR ist der mit Abstand athletischste Quarterback in diesem Draft und einer der athletischsten Quarterbacks aller Zeiten.

Armtalent

Neben seiner körperlichen Athletik bringt AR auch einen extrem guten Arm mit. Seine pure Armstärke hat er in der Saison bewiesen, wo er fast mühelos Pässe über 50+ Air Yards aus dem Handgelenk geworfen hat. Bei seinem Pro Day konnte er diese nochmal vorführen. Pässe über 50 Yards während er nach links läuft und dann quer zum Körper wirft, sehen bei ihm absolut einfach und natürlich aus. Zum Abschluss hat er dann nochmal einen Pass über 74 Air Yards  angebracht (der NFL Record in einem Spiel liegt bei 61 Air Yards).

Zu der reinen Armstärke zählen aber auch die sogenannten „Armangles“. Auch bei diesem Punkt gibt es keinen Wurf, den Richardson nicht machen kann. Egal ob aus vollem Lauf oder auch quer zum Körper. Die Fähigkeit, diese Würfe anzubringen, die einen Mahomes oder Josh Allen so besonders machen, zeichnen ihn ebenfalls aus. Die Defense ist so gezwungen, jeden Meter des Platzes zu verteidigen, da er zu jeder Zeit und jeder Position in der Lage ist, einen Pass über 50+ Yards anzubringen.

Pocket Management

Trotz seiner geringen Erfahrung ist AR ein guter Pocket Manager. Er hat ein gutes Gefühl für den Pass-Rush und weiß sich mit gezielten Bewegungen in der Pocket Zeit zu verschaffen. Selbst wenn der Druck über die Blindsite kommt, kann er diesem geschickt ausweichen und wird nicht davon überrascht (Sam Darnold lässt grüßen). Aber auch wenn die Pocket zusammenbricht gerät er nicht in Panik, sondern bringt den Ball auch noch an, während er den Hit kassiert.

Eine Sache unterscheidet ihn von den meisten extrem athletischen Dual Threat QBs jedoch. Er bricht nicht übereilt aus der sauberen Pocket wenn sein erster Read nicht da ist und wird dann auch nicht nervös. Auch unter Druck geht er zuerst durch seine Reads und will den Ball anbringen.

Dual Threat

Der Punkt, der mit seiner Athletik einher kommt, ist natürlich die Stärke als Runner bzw Scrambler. Während seiner letzten beiden Saisons hatte er Rushing TDs über 45, 60, 73, 80 und 81 yards. Dies waren teilweise klare QB-Run Plays, aber auch Scramble Plays, bei denen das Play zusammenbrach und er dann zum TD lief (z.B. sein 81 yards TD-Lauf gegen LSU). Er ist zu jeder Zeit eine Gefahr im Run-Game, egal ob bei klassischen QB-Runs, Zone Reads oder als Scrambler.

Aufgrund seiner Statur ist er, ähnlich wie Cam Newton, sehr schwer zu tacklen. Mit der zusätzlichen Geschwindigkeit ist er zu schnell für die meisten D-Liner und LB, sowie zu massig für die DBs. Trotz dieser physischen Überlegenheit nimmt er nicht stumpf den Kopf runter und rennt los sobald er aus der Pocket bricht (wie z.B ein Willis oder auch ein Cam Newton). Er versucht sich immer erst mit seinen Beinen Zeit zu verschaffen, um den Ball dann zu werfen. Erst wenn das nicht möglich ist, nimmt er den letzten Ausweg und läuft los. Wenn er dann losläuft, ist er kaum aufzuhalten und hat auch keinerlei Angst, den Helm runter zu nehmen, um das First Down bzw. Den Touchdown zu bekommen. Trotzdem weiß er auch wann er lieber slidet und geht dann keine unnötigen Risiken einer Verletzung ein.

Schwächen

Natürlich gibt es auch bei Richardson einige Fragezeichen, sonst wäre er der klare Nummer 1 Pick. Man kann die Schwächen in drei Rubriken fassen, die aber alle miteinander verknüpft sind.

Zum einen wäre da seine geringe Erfahrung. Während die anderen Top QB-Prospects alle mehrere Saisons als Starter am College waren, hat Richardson lediglich 13 Collegespiele gestartet. Man hat vom ihm somit noch nicht so viel gesehen wie von den anderen. Folglich hat auch er im Umkehrschluss noch nicht so viel sehen können.

Als nächsten Punkt sind seine Fußarbeit und Mechanics zu nennen. Gerade bei der Fußarbeit ist er noch oft sehr unsauber und „schlampig“. Selbst in einer sauberen Pocket weiß er manchmal nicht seine Füße zu platzieren und bringt sich damit selber in eine unsaubere Wurfplattform.

Damit kommen wir zum letzten und vor allem gravierensten Punkt: Seine Genauigkeit. Gerade bei kurzen und mittellangen Pässen hat er immer wieder große Aussetzer. In jedem Spiel hat er vergleichsweise einfache Würfe, die den Receiver klar verfehlen und dann im schlechtesten Fall den Drive beenden. Die Genauigkeit ist ein Punkt, der sich bei Quarterbacks eher selten noch stark verändert. Es gibt zwar Ausnahmen (Josh Allen), jedoch deutlich mehr Beispiele, bei denen es nicht besser wird.

Das große Fragezeichen bei AR ist jedoch, inwiefern diese Punkte zusammenhängen. Ist seine fehlende Genauigkeit auf seine mangelnde Erfahrung und die rudimentäre Fußarbeit zurückzuführen? Fakt ist, dass die Fußarbeit ein wichtiger Teil des Quaterbackspiels ist und die Genauigkeit darunter leidet. Wenn die Genauigkeit durch die Fußarbeit berichtigt werden kann, ist AR ohne Zweifel der beste Quaterback in dieser Klasse und ein klarer Nummer 1 Pick. Man weiß jedoch nicht, wie stark diese Punkte bei ihm zusammenhängen und wie stark man dies korrigieren kann.

System/Rolle

Bei AR würde es Sinn machen, ihn aufgrund seiner bisher geringen Erfahrung langsam an die NFL zu führen. Ich denke zwar, dass man ihn direkt starten lassen kann und vielleicht auch sollte, die Panthers haben jedoch mit Andy Dalton einen passenden „Bridgequarterback“ verpflichtet. Dieser könnte zu Beginn noch starten und dann im Laufe der Saison an AR übergeben.

Richardson würde am besten in ein Run-Heavy Scheme passen, das ihn auch mit einbindet. Seine Stärken als Runner könnte man mit RPOs, Zone Reads und auch QB-Power Runs in das Scheme einbinden. Dies würde Stress auf die gegnerische Defense ausüben, da sie immer einen Spieler abstellen muss, der sich um den QB kümmert. Ähnlich wie bei den Eagles, bei denen Hurts auch immer eine Bedrohung als Runner war, wodurch dann Räume im Run Game und underneath Passing Game geöffnet werden.

Im Passspiel sollte man seinen starken Arm einbinden, vor allem auch via Playaction, um ihm noch mehr Zeit zu verschaffen. Gerade zu Beginn sollte man mit simplen Reads starten und die Offense dann Schritt für Schritt weiter öffnen. Frank Reichs System gilt auch als sehr QB-freundlich. Dies in Kombination mit dem Outside Zone Scheme, welches unser neuer OC (vermutlich) von den Rams mitbringt, sollte die ideale Grundlage für einen realtiv unerfahrenen Rookie sein. Gerade die im Outside Zone viel vertretenen Bootleg PA Plays könnten AR dann in die Karten spielen. Bei diesen Plays kann er sich mit seiner Athletik viel Zeit verschaffen und diese sind oft als einfach zu lesende High-to-Low Reads aufgebaut.

Quellen

https://www.nfl.com/

https://thedraftnetwork.com/

https://www.youtube.com/