Spieltagsanalyse – Bryce Young has entered the chat
Wer noch vor wenigen Wochen auf den Schedule und das anstehende Spiel gegen die Kansas City Chiefs geschaut hat, dürfte dem Team der Carolina Panthers wenig Chancen ausgerechnet haben. Man durfte Schlimmes gegen die lange ungeschlagenen Chiefs um Superstar Patrick Mahomes befürchten. In den zurückliegenden Wochen haben es die Panthers jedoch geschafft, sowas wie Aufbruchsstimmung zu erzeugen. Viele Fans rechneten zwar immer noch nicht mit einem Sieg gegen die Chiefs, doch glaubte man daran, dass man das Spiel eng gestalten kann.
Doch was man dann am Sonntag im Bank of America Stadium zu sehen bekam, war das vielleicht beste Spiel dieser Saison gegen einen Back-to-Back Superbowl Champion. Trotz der am Ende 30:27 Niederlage konnte man stolz auf die Leistung des Teams sein.
QB Bryce Young mit starkem Auftritt
Einer der bei dem Spiel im Mittelpunkt stand war Quarterback Bryce Young. Young spielte sein bestes Game der Saison, vielleicht sogar seiner Karriere und lieferte sich am Sonntag mit dem zweifachen MVP und dreifachen Champion Patrick Mahomes einen echten Schlagabtausch.
Bryce Young warf für 263 Yards und einen Touchdown, verursachte kein Turnover und führte in den letzten zwei Minuten einen Touchdown-Drive an, der das Spiel ausglich. In seinen ersten beiden Spielen warf er insgesamt 245 Yards und hatte drei Interceptions. Anschließend wurde er für Andy Dalton auf die Bank gesetzt. Und er wäre vielleicht nie wieder aufs Spielfeld zurückgekehrt, wenn Dalton nicht am Dienstag vor der Reise nach Denver unglücklicherweise einen Autounfall gehabt hätte.
Ein Aufwärtstrend deutlich erkennbar
Seitdem macht Young aber stetig Fortschritte, wenn auch in sehr kleinen Schritten. Bei seinem Überraschungsstart in Denver warf er für 224 Yards, mit zwei Touchdowns und zwei Interceptions. Im Anschluss schlug er die Saints mit 171 Yards. In München schaffte er zwar nur 126 Yards durch die Luft, aber er führte das Team zu einem Sieg in Overtime.
Das Spiel gegen die Chiefs beendete Young mit 21 von 35 Pässen, zudem machte er noch 20 Yards auf dem Boden gut. Was aber noch wichtiger ist als diese Statistiken, war seine Ausstrahlung im Spiel gegen die Chiefs. Wirkte er zu Saisonbeginn oft unsicher in seinen Aktionen, so strahlte er gegen eine der besten Defenses der Liga absolute Ruhe aus in seinem Spiel und wirkte wie ein echter Anführer.
Vielleicht war Cheftrainer Dave Canales deshalb bereit, von seiner bisherigen Haltung abzurücken, wenn es nach dem Spiel um die Frage ging, wer in der kommenden Woche starten wird.
Ja, ich meine, ich muss keine Aussagen machen (..) er (Bryce Young) macht es für sich selbst. Er zeigt uns weiterhin den Fortschritt, den wir suchen.
Dave Canales über Bryce Young
Chuba Hubbard kommt erst spät ins Laufen
Da Bryce Young erst am Sonntag durch gute Statistiken zu glänzen wusste, war es zuletzt oft ein anderer Spieler der Offense, der für den Erfolg verantwortlich war. Nämlich unser Running Back Chuba Hubbard. In den meisten Spielen dieser Saison mussten die Panthers den Ball außergewöhnlich gut laufen lassen, um eine Chance zu haben. Am Sonntag sorgte die Defense der Kansas City Chiefs jedoch dafür, dass dies nicht geschah.
Chuba Hubbard war vor dem Spiel am Sonntag mit 161 Läufen über 818 Yards der viertbeste Runner der Liga. Doch in der ersten Hälfte taten die Chiefs alles, um den Lauf zu stoppen und Hubbard schaffte lediglich zwei Läufe über 4 Yards. In der zweiten Hälfte begann sich das jedoch zu ändern und er erreichte 58 Yards bei 16 Versuchen.
Neu auf der Running Back Position war zudem Rookie Jonathon Brooks, welcher endlich sein lang ersehntes Debüt feiern konnte. Jedoch war noch nicht wirklich ein Platz im Playbook vorgesehen, was vielleicht auch lediglich zwei Läufe für 7 Yards erklärt.
Und als die Panthers dann gegen Ende einen entscheidenden Spielzug brauchten, griff man wieder auf Hubbard zurück, der den Touchdown und die Two-Point Conversion erzielte und somit das Spiel 1:46 Minuten vor Schluss mit 27:27 ausglich.
Alle waren einfach hochmotiviert und als alle wussten, dass wir es schaffen können (…) Es war also ein gutes Spiel.
Chuba Hubbard über das Spiel gegen die Chiefs
Eine gute O-Line Basis für das Laufspiel
Das konstant gute Laufspiel war wiederholt auch der O-Line der Carolina Panthers zu verdanken. Insbesondere die Guards Robert Hunt und Damien Lewis, für welche in der Offseason auch eine größere Summe Geld ausgegeben wurde, wussten gegen die Chiefs erneut zu überzeugen. Sie sind Bestandteil einer O-Line, welche sowohl bei zugelassenen Sacks als auch bei Rushing Yards pro Versuch unter den Top 10 liegt.
Natürlich stehen wir 3-8, wir haben noch einiges zu spielen. Aber ich denke, diese Stadt und diese Organisation sind auf dem richtigen Weg.
Robert Hunt nach dem Spiel gegen die Chiefs
Neben der Leistung von Young, Hubbard und unserer O-Line sind auch Spieler wie David Moore zu erwähnen, welcher das Spiel mit sechs Catches für 80 Yards und einem Touchdown abschloss. Und es ist wieder einmal unser Kicker Eddy Piñeiro zu nennen, welcher unter der Woche wegen einer leichten Verletzung am linken Knie, die er sich vor zwei Wochen in Deutschland zugezogen hatte, fraglich war. Doch bei vier Field Goals war er treffsicher und bleibt damit der treffsicherste Kicker in der Geschichte der Liga.
Defense in der ersten Hälfte überfordert
Dass man kurz vor Schluss durch Chuba Hubbard das Spiel noch ausgleichen konnte, lag vorallem auch daran, dass es der Defense insbesondere im vierten Viertel gelang, die Chiefs zweimal zum Punt zu zwingen. Die Verteidigung erzwang zwei aufeinanderfolgende Stopps mit Sacks. Patrick Mahomes wurde durch die Panthers insgesamt starke fünf Mal gesackt. Also von einem Team, das in seinen ersten 10 Spielen gerade einmal nur 12 Sacks erreicht hat.
Dass Patrick Mahomes mit auslaufender Uhr seine Offense nochmal über das Feld führt, kann man einfach unter „Mahomes tut Mahomes Dinge“ abheften.
Viel problematischer ist hierbei eher die erste Hälfte des Spieles zu betrachten. Kansas City erzielte in der ersten Halbzeit und in den ersten fünf Ballbesitzen Punkte, auch wenn drei davon Field Goals waren. Sah die Defense der Panthers in der Redzone noch relativ gut aus, so war man zuvor nicht in der Lage die Chiefs bei ihrem Sturm über das gesamte Spielfeld zu stoppen. Die Defense der Carolina Panthers ließ insgesamt 391 Yards zu und die Chiefs schafften 8 von 13 Versuchen auf drittem Down. Kansas City punktete insgesamt bei seinen ersten fünf aufeinanderfolgenden Drives mit drei Touchdowns und zwei Field Goals.
Auffällig war vor allem in der ersten Hälfte das Spiel von Jaycee Horn. Einer unserer besten Defense Spieler dieser Saison hatte insbesondere mit dem Star Wide Receiver der Kansas City Chiefs, hier DeAndre Hopkins, so seine Probleme. Horn bekam insgesamt vier Strafen gegen sich. Eine war eine Pass Interference beim zweiten Down, eine andere war für das Festhalten beim dritten Down in der Red Zone. Letztere Strafe hielt den Drive der Chiefs am Leben und endete mit einem weiteren Field Goal für die Chiefs.
Ich habe das Gefühl, dass wir in der Verteidigung in der zweiten Hälfte stärker geworden sind (…) Wenn ich keine Strafen bekommen hätte beim dritten Versuch, hätten wir vom Feld sein können
Jaycee Horn über die Leistung und seine Strafen
Ja’Tavion Sanders aus dem Krankenhaus entlassen
Neben den vielen Momenten am Sonntagabend, welche den Panthers Fans Freude bereiteten, gab es jedoch auch einen echten Schreckmoment.
Unser überragender Rookie Tight End Sanders verletzte sich gegen Ende der ersten Halbzeit bei einem Spielzug. Nach einem vorangegangenen Catch kamen zwei Verteidiger der Chiefs auf ihn zu, es kam zum Tackle, Sanders überschlug sich und landete auf seinem Kopf.
Sanders wurde nach langer Behandlung auf dem Spielfeld mit dem Car nach draußen gefahren und anschließend dem örtlichen Krankenhaus zugeführt.
Dass Sanders noch am gleichen Abend das Krankenhaus verlassen konnte, lässt die gesamte Franchise hoffen, auch wenn eine genaue Diagnose noch aussteht. Headcoach Dave Canales teilte jedoch mit, dass Sanders seine Extremitäten weiterhin bewegen könne, dass weitere Untersuchungen die Woche folgen werden.
(Anmerkung: Bei Ausfertigung des Berichtes am 25.11.2024 war noch keine Diagnose / genau Verletzung bekannt)
Ausblick
In der kommenden Woche treffen die Carolina Panthers auf einen Divisionsgegner, nämlich die aktuell 5-6 stehenden Tampa Bay Buccaneers. Es kommt hierbei nicht nur zum Divisionsduell sondern auch zum Wiedersehen mit Baker Mayfield. Dieser trifft nicht nur auf eines seiner alten Teams, sondern auch auf Dave Canales, welchem die positive Entwicklung von Baker Mayfield bei den Bucs ebenfalls zugeschrieben wird.
Divisionsduelle sind immer besonders und lassen sich vorher nur schwer vorhersagen. Sollte die Kurve von Bryce Young weiter nach oben gehen und er seine Leistung aus dem Spiel gegen die Chiefs bestätigen, so sollte auch in diesem Duell etwas möglich sein. Klar ist aber auch, dass Bryce Young trotz alledem noch ein junger Quarterback ist, dem man auch weiter noch schwächere Spiele zugestehen muss.
Hat sich das Spiel der Panthers gegen die Kansas City Chiefs jedoch für viele Fans bereits wie ein Sieg angefühlt, so wäre es den Spielern, der Franchise und insbesondere uns Fans zu gönnen, dass wir nicht nur eine starke Leistung, sondern damit verbunden auch wieder einen Sieg feiern dürfen. Und am besten schon nächste Woche im Divisionsduell – KEEP POUNDING
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!